ADAC, VW, Germanwings – das sind nur drei Unternehmen, die jüngst mit einer Krise in die Schlagzeilen gerieten. Dietrich Schulze van Loon erklärt, was Krisenprävention leisten kann und wie effektives Krisenmanagement funktioniert. Er ist geschäftsführender Partner von ORCA van Loon und bringt über 35 Jahre Krisenerfahrung mit.
Herr Schulze van Loon, wie sind Unternehmen Ihrer Erfahrung nach im Bereich Krisenprävention aufgestellt?
Ungenügend. Viele Unternehmen beschäftigen sich mit Krisen erst dann, wenn sie da sind. Sie sehen das als Vergeudung von Ressourcen. Das halte ich für einen groben Fehler.
Was macht Krisenprävention denn so relevant?
Je besser man auf eine Krise vorbereitet ist, desto effizienter kann man sie managen. Krisenprävention zu betreiben – also z. B. Manuals inkl. Social-Media-Guidelines zu erstellen, Medientrainings durchzuführen oder realistische Krisensimulationen durchzuspielen – ist somit absolut sinnvoll. Dieses Feedback kam auch gerade von einem Kunden, mit dem wir ein intensives mehrtätiges Krisentraining durchgeführt haben.
Runtergebrochen auf fünf Schlagworte, was zählt bei effektivem Krisenmanagement?
Monitoring, Vorbereitung, Kompetenz, Instrumentarium und Schnelligkeit.
Stichwort Schnelligkeit: Dank Social Media verfolgen wir Ereignisse am anderen Ende der Welt in Echtzeit. Wie hat Social Media Krisenprävention verändert?
Social Media hat unsere Kommunikationslandschaft grundlegend verändert. Ein Unternehmen kann heute auf den unterschiedlichsten Kanälen in kürzester Zeit unter Beschuss geraten, Stichwort Shitstorm. Da ist crossmediales Denken gefordert. Gerade Social-Media-Kanäle muss man permanent im Blick haben und sich auf die Tonalität des Netzes verstehen.
Auch eigene Mitarbeiter sind heute immer stärkere potenzielle Kommunikatoren. Wie muss man diese in eine Krisenkommunikationsstrategie integrieren?
Eine One Voice Policy zu realisieren wird heute immer schwieriger. Mitarbeiter sollte man beim Thema Krisenkommunikation unbedingt einbinden. Im Fall einer Krise funktioniert das am besten persönlich, unter Nutzung sich bietender technologischer Dialogformen. So kann man die Sachlage erklären und ihnen 3-5 Kernbotschaften an die Hand geben.
Und zum Abschluss – was wäre denn ein Beispiel für gutes Krisenmanagement?
So traurig der Sachverhalt als solcher auch ist – Germanwings hat beispielhaft in der Krise kommuniziert. Andere tun sich dagegen wesentlich schwerer.